Samstag und Sonntag 10./11.06.2023 Carl-Heinz-Reiche-Stadion, Lage
Das war ein richtig aufregendes Wochenende: Spannende Duelle auf hohem Niveau, gekämpft bis zum Schluss, auch im letzten Versuch noch einmal alles gegeben, Westfalenmeister-Titel eingefahren, knapp am Westfalenmeister-Titel vorbei geschrammt und neue persönliche Bestleistungen erzielt – aber auch kleine Enttäuschungen erlebt: All dies durchlebten die heimischen Leichtathleten und genau dafür lieben sie ihre Sportart.
Am Samstag fiel in Lage der Startschuss für die Westfälischen Meisterschaften. Erstmals wurde das neue Wettkampfkonzept des FLVW umgesetzt: Die Verteilung richtete sich nach Disziplinen und nicht mehr nach Altersklassen. Auch diesmal wurden keine Normen vorgegeben – pro Disziplin gab es maximale Teilnehmerzahlen, die Zulassungen erfolgten nach Meldeleistungen. Die hoch motivierten Sportler der LG Wittgenstein waren auch hier wieder richtig erfolgreich unterwegs und hatten allen Grund zur Freude. Im Carl-Heinz-Reiche-Stadion sprangen
heraus, die gebührend gefeiert wurden. Bei der schwachen Teilnahme (lediglich vier Sportler absolvierten insgesamt neun Starts) war dies umso höher zu bewerten.
Samstag: Westfälische Meisterschaften Teil I
Am Samstag herrschte große Freude bei den beiden gleichaltrigen Leichtathletinnen in der Altersklasse W14: Merle Marie Neumann und Hanna Knebel erliefen im 100-Meter-Vorlauf die exakt gleiche Zeit von 13,44 Sekunden und erzielten somit die Startberechtigung für das B-Finale. Dort erwischte Hanna Knebel einen guten Start-Ziel-Lauf. Mit 13,48 Sekunden erreichte sie den zehnten Platz. Für ihre Trainingskameradin Merle Marie Neumann lief das B-Finale leider nicht wie gewünscht, ihr Start gelang nicht. Sie wurde mit 13,72 Sekunden gestoppt, womit sie den dreizehnten Platz erzielte. Im Kugelstoßen (4 kg) stieß Merle Marie Neumann im Vorkampf auf 7,79 Meter und landete damit auf Platz fünfzehn.
Zwei Athleten ragten jedoch heraus: Während es für den einen die letzten "Westfälischen" im Jugendbereich waren, startete der andere bei seiner erst zweiten Teilnahme auf Westfalen-Ebene so richtig durch. Die Brüder Malte Marek und Elias Connor Dickel überzeugten bei ihrer überaus erfolgreichen Jagd nach neuen Zeiten und Weiten u. a. mit Top-Platzierungen. Malte gelang sogar das Kunststück, im Sprint, Sprung und Wurf jeweils neue Bestleistungen aufzustellen. Sein Ehrgeiz, die unbekümmerte Abgeklärtheit und die auf den Punkt genaue Fokussierung waren der Schlüssel für seine Leistungen. Doch der Reihe nach:
Auf der roten Laufbahn sprintete Malte im Vorlauf in 12,61 Sekunden über die 100 Meter zur neuen persönlichen Bestleistung und erkämpfte sich den Einzug ins B-Finale der M15. Diesen Lauf gewann das junge Talent souverän und bestätigte dabei mit 12,62 Sekunden noch einmal die aufsteigende Sprint-Form. Gleichzeitig erzielte er im Gesamtklassement einen tollen neunten Platz. Auch den Einsatz im Kugelstoßring meisterte Malte richtig gut: In Lage steigerte er seinen Hausrekord mit der 4 kg schweren Kugel um 31 Zentimeter und freute sich mit 11,46 Metern über einen starken Platz fünf. Sein älterer Bruder und Trainingspartner Elias Connor Dickel konnte im Diskuswurf (1,75 kg) leider nur zwei gültige Versuche in die Wertung bringen. Der weiteste Wurf wurde mit 29,28 Metern gemessen und mit Rang sechs in der Ergebnisliste verewigt. Beim Kugelstoßen hingegen hielt der 19-Jährige alle Konkurrenten in Schach und war der dominierende Athlet im Ring: Das 6 kg schwere Arbeitsgerät schlug erst bei 13,51 Metern ein. Mit dieser neuen Saison-Bestleistung sicherte sich Elias eindrucksvoll den Titel. Somit triumphierte er in diesem Jahr sowohl in der Halle, als auch in der Freiluft-Saison im Kugelstoßen der männlichen Jugend U20.
Sonntag: Westfälische Meisterschaften Teil II
Am Sonntag reisten die Dickel-Brüder zum Weitsprung an und präsentierten sich in überragender Sprunglaune. Hier wurden trotz Temperaturen jenseits von 30 Grad Celsius zwei äußerst spannende und hochklassige Wettbewerbe geboten, die aus Wittgensteiner Sicht viele Parallelen aufzeigten: Mit der grünen Anlaufbahn und den Weitsprunggruben kamen beide perfekt zurecht, sodass jeder innerhalb seines Wettkampfs eine ganz starke Serie abrufen und dabei gleich drei Mal (!) persönliche Bestleistung aufstellen konnte. Direkt mit Versuch Nummer eins und zwei sprangen beide so weit wie nie zuvor: Malte startete mit 5,59 Meter und erhöhte anschließend auf 5,75 Meter – Elias startete mit 6,34 Meter und erhöhte anschließend auf 6,49 Meter. Nach sechs Versuchen konnte sich Malte schlussendlich nochmals auf ausgezeichnete 5,79 Meter (pB) und Elias nochmals auf hervorragende 6,55 Meter (pB) steigern. Dabei war es richtig eng: Malte schrammte lediglich um sechs Zentimeter (!) am Titel vorbei. Die beiden Birkefehler durften jeweils als Vize-Westfalenmeister im Weitsprung ihrer Altersklasse die Heimreise antreten.
Auch LG-Coach Bernd Walter war voll des Lobes über seine beiden Athleten: "Das war ein schöner und erfolgreicher Meisterschaftsabschied im Westfälischen Jugendbereich für Elias. Einfach unglaublich, was Malte in allen drei Disziplinen gegen starke Konkurrenz auf hohem Niveau abgerufen hat! Die abschließenden Weitsprung-Wettbewerbe waren ein Highlight: Wahnsinn, wie Malte und Elias bis zum Schluss gefightet haben und welche Sprünge sie in diesem Glutofen rausgehauen haben!"